KSJ Trier

KSJ Trier

Katholische Studierende Jugend Diözese Trier

All we need is love!

7. Juli 2014 | Kommentare deaktiviert für All we need is love!

Bericht über das Oberstufenwochenende vom 20.07 bis 22.07

Das Treffen war super, auch wenn nicht so viele gekommen waren, wie das Team sich erhofft hatte. Aber 20 interessierte Leute sind ja auch schon was. Den ersten Tag bestritt Susi Schwarz, Koordinatorin für schwul-lesbische Aufklärung des Landes Rheinland-Pfalz und Mitarbeiterin beim SCHMIT-Z e.V. Trier. Sie hatte zunächst die Aufgabe übernommen, Begriffe wie z.B. Intersexualität, Queer, Drag-King, Drag-Queen oder Gender-Mainstreaming zu erklären. Ein Blick in die Geschichte und in den öffentlichen Diskurs zeigte, wie tief Homophobie und die Angst vor der sexuellen Vielfalt immer noch in der Gesellschaft verankert sind. Prominente Schwule und Lesben kennt jede*r durch die Medien; das hat aber kaum Auswirkung auf die einfache und „normale“ Wahrnehmung dieses Lebensentwurfs im Alltag. Geschlechterkonstruktionen dienen bestimmten Interessen (z.B. der Wirtschaft, der Medienindustrie, der Popkultur, der Kirche); Gegenentwürfe werden auch als Angriff auf diese Interessen verstanden und entweder bekämpft oder vereinnahmt. Mit kreativen Methoden konnte jede*r Teilnehmer*in seiner*ihrer „Verliebensgeschichte“ nachgehen. Der guten Atmosphäre in der Gruppe ist es zu verdanken, dass dabei offen die Vielfalt in den Beziehungen zur Sprache kam. Sich in eine Person zu verlieben um der Person und nicht des Geschlechts wegen ist eine Option, die öffentlich selten diskutiert wird. Alles sollte möglich sein, in gegenseitiger Achtung und Liebe.

Noch politischer wurde die Diskussion durch das Referat von Margit Rodrian-Pfennig, von der Uni Frankfurt, die in ihrer feministischen Kapitalismuskritik aufzeigte, wie das ungleiche Geschlechterverhältnis durch ökonomische, politische, rechtliche und soziale Benachteiligungen noch verstärkt wird. Die Ausbeutungsverhältnisse bilden und stützen sich gegenseitig; Grund dafür ist, dass der Kapitalismus nicht ohne die Kategorisierung und Ausgrenzung von Menschen auskommt. Historisch rückblickend war gut zu erkennen, an welchem Punkt der industriellen Entwicklung sich Produktion und Reproduktion trennten und sich die Geschlechtscharaktere bildeten, die bis heute Deutungsmacht besitzen und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung begründen.

Der letzte Tag des Treffens war eine gute Mischung aus Ernst und Spaß: Unter der Anleitung von Meike Eiberger und Dennis Gläser machte sich die Gruppe nach Trier auf, um nach dem Konzept des „Unsichtbaren Theaters“ (Augusto Boal) als schwule, lesbische und wechselnde Pärchen in Cafés der Stadt die Reaktion der Leute zu testen. Die öffentliche Aufmerksamkeit war ihnen gewiss; es gab Irritationen und Verunsicherungen. Die Sache machte allen so viel Spaß, dass direkt Pläne für neue Unsichtbare Theater-Spiele geschmiedet wurden. Es gab allerdings auch zu denken, z.B. dass ein ganzer Platz in der Trierer Innenstadt sich belustigt, verwundert oder auch schockiert nach zwei Männer umschaut, die einfach nur Händchen-Haltend rumschlendern.

Im abschließenden Gottesdienst wurden zwei Texte des Paulus auf die Probe gestellt, ob sie den Anforderungen der „Inklusion“ standhalten: Röm 1,26 – ein Satz, der oft als Begründung der Kirche herhalten muss, um Homosexuelle zu diskriminieren. Dieser Text lässt sich leicht dekonstruieren, wenn man ihn kontextuell liest. Ermutigend ist dagegen Gal, 3,26-28; ein Text, der sowohl die Kraft zur Selbstermächtigung, zur Entlarvung sozialer Ausgrenzung und zur Normalisierung hat. Hier ist er:

„“Nachdem aber das Vertrauen gekommen ist, sind wir der Disziplinarmacht nicht mehr unterstellt. Ihr alle nämlich seid Gottes Kinder im Messias Jesus durch das Vertrauen. Denn alle, die ihr in den Messias hineingetauft seid, habt den Messias angezogen wie ein Kleid. Da ist nicht mehr jüdisch noch griechisch, das ist nicht versklavt noch frei, das ist nicht männlich und weiblich: denn alle seid ihr einzig-einig im Messias Jesus.“