KSJ Trier

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Katholische Studierende Jugend Diözese Trier

Autonomie bewahrt uns vor der Unmenschlichkeit

9. Mai 2014 | Kommentare deaktiviert für Autonomie bewahrt uns vor der Unmenschlichkeit

Bericht über die KarTage in Rascheid

Es begann am Donnerstagabend auf dem Speicher, mit einem Einschätzspiel: Auf der Skala zwischen „sich heraushalten“ und „schuldig sein“ gibt es viele Schattierungen von Beteiligungsformen wie „Zeuge oder Zuschauerin sein“, „Gehorsam“ oder „Zustimmung“ oder „Beihilfe“, wenn es um die Beschreibung von menschlicher Verantwortung bzw. Verantwortungslosigkeit geht. Das stimmte schon etwas ein auf den schwer erträglichen Text, den wir für den KarFreitag vorgesehen hatten: Auszüge aus der Ermittlung von Peter Weiss. Denn es jährt sicher gerade der Frankfurter Auschwitz-Prozess zum fünfzigsten Mal, der vom damaligen Staatsanwalt Fritz Bauer angestoßen wurde. Sein Ziel war damals, die Mordmaschine der Nazis mit ihren winzigen Rädchen öffentlich zu machen – und stieß damit an die Grenzen des öffentlichen Bewusstseins und der Bereitschaft zur Wahrheit. Aber auch das deutsche Recht war damit überfordert, es war nicht eingestellt auf Völkermord. Erst heute dringt unsere Rechtsprechung zum Rechtsverständnis von Fritz Bauer vor, das auch einfachen Wachleuten oder dem Transportwesen eine schuldhafte Beteiligung am Massenmord zuweist.

DSC_6715Wie im letzten Jahr kamen viele Leute am KarFreitag dazu; die Gedenkstätte Hinzert ist ein guter Ort für das KarFreitagsgedenken, das vielleicht wirklich eher an einen Ort wie diesen als in eine Kirche gehört.. Peter Weiss gibt mit seinem Stück nur Auszüge aus den damaligen Gerichtsprotokollen wieder. Es ist nur schwer zu ertragen, wie zynisch manche Täter ihre Verantwortung von sich und auf die Befehlslage wiesen. Beklemmend waren manche Zeugenaussagen, weil sie die Demütigung und die perfide Gewalt deutlich vor Augen führten. Mit Musik hielten wir uns zurück; der Text verträgt nur Einstimmung und Stille.

DSC_6711_2Danach passte der Film über Hannah Arendt sehr gut, der ja auch die Frage von Verantwortung und Schuld behandelt. Das alles brauchte viel Zeit, große Pausen und auch die stille Beschäftigung in der Küche, denn es sind schwere Themen, mit denen wir uns auseinandersetzten. Autonomie, so Harald Welzer, bewahrt davor, sich von der Unmenschlichkeit in Dienst nehmen zu lassen. Dazu passte gut der Ansatz aus „Passion und Passionen“ von Johann B. Metz, in dem es vor allem um die Rettung der „compassion“, der Fähigkeit zum Mitfühlen geht. So waren wir inhaltlich gut vorbereitet auf die Osternacht, denn da geht es ja um die Auferstehung des menschlichen und solidarischen Menschen. Es war alles schön: Das Osterfeuer vor der Anna-Kapelle, die neue Osterkerze, die Musik, die guten Texte und Gebete, die volle Kapelle im Kerzenschein, denn auch etliche Leute von außerhalb und aus Rascheid waren gekommen. Und das Fest hinterher!

KarTage sind einfach das Schönste und Wichtigste im Jahr!